Multi-Use-Szenarien für Energiemanagementsysteme: Mehrfacher Nutzen aus einer Investition

verfasst vonDaniel BlömersFachbeitrag

Die Zeiten einfacher Anwendungsszenarien in der Energiewirtschaft sind vorbei. Moderne Energiemanagementsysteme (EMS) entwickeln sich zu multifunktionalen Schaltzentralen, die verschiedene Anwendungen intelligent kombinieren. Eine Entwicklung, die nicht nur technisch fasziniert, sondern auch wirtschaftlich überzeugt.

Von der Einzelanwendung zum Multi-Use-Konzept

Klassische Energiemanagementsysteme fokussierten sich meist auf einzelne Aufgaben wie Peak Shaving oder Eigenverbrauchsoptimierung. Moderne Systeme hingegen ermöglichen die parallele Nutzung verschiedener Anwendungen:

  • Lastspitzenkappung in Hochlastzeiten

  • PV-Eigenverbrauchsoptimierung bei Sonnenschein

  • Notstrombetrieb bei Netzausfall

  • Intelligentes Lademanagement für E-Fahrzeuge

  • Teilnahme an Flexibilitätsmärkten in Restzeiten

Synergie durch intelligente Steuerung

Die intelligente Steuerung bildet das Herzstück moderner Energiemanagementsysteme und ermöglicht eine optimale Kombination verschiedener Anwendungen. Die zeitliche Optimierung spielt dabei eine zentrale Rolle, indem Batteriespeicher gezielt in Spitzenlastzeiten für Peak Shaving eingesetzt werden, während in sonnenreichen Stunden die Eigenverbrauchsoptimierung im Vordergrund steht. In Zeiten geringer Last können zusätzlich wertvolle Netzdienstleistungen bereitgestellt werden. 

Durch die dynamische Verteilung der verfügbaren Speicherkapazität und eine intelligente Priorisierung verschiedener Anwendungen wird eine kontinuierliche Echtzeitanpassung an aktuelle Erfordernisse gewährleistet. Diese ausgeklügelte Steuerungsstrategie führt zu einer Maximierung der Gesamtrendite durch parallele Nutzungsszenarien, während gleichzeitig eine optimale Ausnutzung vorhandener Ressourcen erreicht und neue Erlösquellen erschlossen werden.


Anwendungsszenarien in der Praxis Multi-Use-Konzepte bewähren sich besonders in komplexen Betriebsumgebungen

Industriebetriebe:

  • Lastspitzenkappung zur Netzentgeltoptimierung

  • Eigenverbrauchsmaximierung der PV-Anlage

  • Notstrombetrieb für kritische Anlagen

  • Integration von Ladesystemen für die Firmenflotte

Gewerbeimmobilien:

  • Optimierung der Energiebezugskosten

  • Einbindung von E-Mobilität

  • Steuerung von Klimatisierung und Heizung

  • Vermarktung von Flexibilität

Logistikzentren:

  • Management von E-Ladeinfrastruktur

  • Integration von Kühlanlagen

  • Optimierung der PV-Nutzung

  • Notstromversorgung kritischer Systeme

Technische Voraussetzungen

Die erfolgreiche Implementierung von Multi-Use-Anwendungen basiert auf einer durchdachten technischen Infrastruktur, die sich in drei zentrale Bereiche gliedert. Das Fundament bildet eine hochentwickelte intelligente Steuerung, die echtzeitfähige Controllersysteme mit selbstlernenden Algorithmen kombiniert. Diese wird durch flexible Priorisierungsmodelle und eine robuste Kommunikationsinfrastruktur ergänzt, die eine zuverlässige Koordination aller Systemkomponenten gewährleistet. Der zweite wichtige Baustein sind leistungsfähige Energiespeicher, die sich durch ihre hohe Zyklenfestigkeit und schnelle Reaktionszeiten auszeichnen. Sie ermöglichen eine flexible Leistungsabgabe und werden durch zuverlässige Überwachungssysteme kontinuierlich optimiert. Als dritter essentieller Aspekt kommt eine modulare Systemarchitektur hinzu, die durch ihre Skalierbarkeit und standardisierten Schnittstellen eine hohe Zukunftssicherheit gewährleistet und jederzeit um neue Funktionalitäten erweitert werden kann.

Wirtschaftlichkeit im Fokus

Multi-Use-Konzepte überzeugen durch mehrfachen wirtschaftlichen Nutzen: 

1. Direkte Kosteneinsparungen:

  • Reduzierte Netzentgelte durch Peak Shaving

  • Optimierte Energiebezugskosten

  • Maximierte PV-Eigennutzung

2. Zusätzliche Erlöse:

  • Vermarktung von Flexibilität

  • Teilnahme an Regelenergiemärkten

  • Vergütung von Netzdienstleistungen

3. Verbesserte Amortisation:

  • Schnellere Rentabilität durch Mehrfachnutzung

  • Optimierte Auslastung der Systemkomponenten

  • Reduzierte Investitionskosten pro Anwendungsfall

Fazit: Multi-Use als Zukunftsmodell

Moderne Energiemanagementsysteme mit Multi-Use-Funktionalität repräsentieren einen Paradigmenwechsel in der Energiewirtschaft. Sie übertreffen die reine Addition von Einzelanwendungen durch ihre intelligente Integration und bedarfsgerechte Priorisierung verschiedener Funktionen. Diese Systeme schaffen nicht nur eine neue Dimension der Wirtschaftlichkeit bei Energiespeicher- und Managementlösungen, sondern bereiten auch den Weg für innovative Geschäftsmodelle der Zukunft. Die Investition in ein zukunftsfähiges Energiemanagementsystem mit Multi-Use-Funktionalität erweist sich damit als strategisch kluge Entscheidung, die sowohl kurz- als auch langfristige Vorteile vereint. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technologie und die zunehmende Bedeutung flexibler Energielösungen werden diese Systeme eine Schlüsselrolle in der modernen Energiewirtschaft einnehmen.

Ähnliche Beiträge